31. Dezember 2023

Das waren noch Zeiten...

Seit dem 16.08.2013 besitze ich nun Minecraft. Das sind mittlerweile schon mehr als fünf Jahre. Und von welchem Spiel kann man sonst noch sagen, dass es über einen solchen Zeitraum nach wie vor das selbe Spielerlebnis bieten kann? Vielleicht GTA V, vielleicht ein X-beliebiger First-Person-Shooter.

Mit diesem Intro begann ich am 09. Dezember 2018 den Blogartikel "Alles hat irgendwann ein Ende", mit dem ich Chimute zum 01. Januar 2019 — genau zwei Jahre nach Start unseres ersten öffentlichen Projekts — vorerst für geschlossen erklärte.

Seitdem sind nun bereits ebenfalls fünf Jahre vergangen: Minecraft besitze ich mittlerweile schon seit mehr als zehn Jahren, man redet weniger über GTA V und viel mehr über das gerade für 2025 angekündigte GTA VI und der "X-beliebige First-Person-Shooter" CS:GO heißt nun CS2.

Und plötzlich empfinde ich aus verschiedensten Gründen das Bedürfnis, diesen Blogartikel zu schreiben.

Vielleicht als eine Art Follow-Up oder Kommentar zu dem Vorherigen, um einige Aspekte nochmal aufzugreifen, oder vielleicht auch als ein kleines Stück Kontext, das Leuten, die diese Seite finden, sonst fehlen würde, weil sie Chimute nicht miterlebt haben.

Was ist Chimute?

Eine Frage mit einer Reichweite, die ich wahrscheinlich nur schwer vermitteln kann. Ganz plump ausgedrückt: Eine Gruppe an Leuten, die eine unglaubliche Leidenschaft für Minecraft haben und diese genutzt haben, um Projekte zu veranstalten.

Aber für mich persönlich ist Chimute ein so unendlich wichtiger Bestandteil meines Lebens, dass ich fest davon überzeugt bin, dass ich ohne Chimute ein komplett anderer Mensch wäre.

Hätte ich jemals vergleichbare, so unvergessliche Momente mit anderen Leuten erlebt? Würde ich heute genau so voller Nostalgie und Emotionen zurückblicken können?

Chimute ist nicht einfach nur ein Name, unter dem Projekte geplant und veranstaltet wurden, Chimute ist Freude, Zusammenhalt, Trauer, Sorge und noch so viel mehr.

Happy Little Accidents

So nannte der amerikanische Maler Bob Ross in seinem Fernseh-Malkurs (oder für die Jüngeren, inklusive mir: Twitch-Marathons an Wochenenden) kleine Pinselausrutscher; denn "uns passieren keine Fehler".

Wie wurde ich als kleines Kind dazu beeinflusst, mich für Technik zu interessieren? Was, wenn mein Vater mich nicht an seinen Medion-Computer mit Windows XP gelassen hätte?

Wodurch habe ich überhaupt Minecraft entdeckt? Ein Video auf YouTube, das mir ein Algorithmus vorgeschlagen hat? Oder ein Klassenkamerad, der durch Zufall in meiner Nähe davon sprach? Hätte ich mich vielleicht sonst für ganz andere Spiele interessiert?

Was, wenn ich auf Instagram niemals nach Accounts gesucht hätte, die Minecraft-Inhalte hochladen? Was, wenn Jannis nie den Fehler beim Start eines Modpack gehabt hätte, den er mit der Bitte um Hilfe gepostet hat? Was, wenn ich daraufhin niemals eine Direktnachricht geschickt hätte? Hätte ich jemals einen so großen Anteil meiner Sommerferien mit Sky- und Bedwars verbracht?

Wodurch habe ich vom Winterprojekt Flocks erfahren? Wieder ein Algorithmus? Eine Suche auf gut Glück? Und wenn ich nicht zu faul gewesen wäre ein Haus zu bauen, hätte ich dann je Paul getroffen? Wären wir zu den Auserwählten in Ouroborus' Spiel geworden? Hätte uns das abrupte Ende des Projekts so entzornt und enttäuscht, dass wir als Chimute eigene Projekte, besser als DuNex machen wollten?

Dass es überhaupt zu Chimute kam, ist wie ich finde, ein Geschenk des Lebens, so unwahrscheinlich wie das Leben selbst.

Nachlass

Eine Sache, die mir schon immer wichtig war, aber mittlerweile auch immer wichtiger geworden ist, ist die "Preservation" — das Aufbewahren & zugänglich machen von (meist) alten Videospielen die nicht mehr käuflich erwerbbar sind und sonst, wie die ein oder andere Legende, von der Bildfläche verschwinden.

Das in Vergessenheit geraten, oder Verlieren von Informationen ist in einer so digitalen und vernetzten Welt schlichtweg unnötig. Ich bin bin fest davon überzeugt, dass die Wikipedia mit ihren 62 Millionen frei verfügbaren Artikeln in 339 Sprachen die größte Errungenschaft der Menschheit und um egal welchem Preis schützenswert ist.

Auch wenn Chimute nicht ansatzweise eine ähnliche Relevanz wie die Wikipedia aufweisen kann, fühle ich mich irgendwie dazu verpflichtet dafür zu sorgen, dass Chimute sich nicht einfach in Luft auflöst. So bewahre ich alle Daten der Projekte weiterhin auf meinen Festplatten auf.

Am 27. Januar 2021 wurde die Website von Chimute gehackt — natürlich hatte ich eine Sicherung, aber mir fehlte schlichtweg der Antrieb um Zeit in den Wiederaufbau zu investieren, da Chimute offiziell schon seit über zwei Jahren geschlossen war.

Erst Mitte November 2023 habe ich den Entschluss getroffen, dass die Website wieder online sein muss. An Chimute liegt mir einfach immer noch zu viel und diesen ersten Schritt in Richtung Vergessenheit kann ich wieder rückgängig machen.

Seitdem strahlt die Website in ihrem neuem Gewand schöner als je zuvor mit all ihren Inhalten, zukunftssicherer und quelloffen auf GitHub.

Im gleichen Atemzug habe ich die restriktive Chimute Ressourcen Lizenz außer Kraft gesetzt und durch die Creative Commons BY-SA 4.0 ersetzt, in der Hoffnung, dass womögliche kreative Köpfe es dadurch einfacher haben.

Hinterm Horizont geht’s weiter

Bei all den Ideen die wir nie umgesetzt haben, ist es nicht das erste Mal, dass ich mich frage, ob Chimute doch noch ein Comeback feiern wird. Die richtige Musik für einen Trailer hätte ich auch schon parat.

Ich habe zuletzt noch mit Erik über Clanfighters gesprochen, seinem Prototypen für ein Team-basiertes Survival-Projekt, bei dem Spieler auf einer großen Insel Basen zum Schutz einer Lebensquelle errichten. Nach einer zweiwöchigen Aufbauphase folgt ein intensiver Showdown, in dem Teams versuchen, ihre Basen zu verteidigen und die der Gegner zu zerstören. Tägliche Events und die Möglichkeit, Ressourcen außerhalb der Insel zu sammeln, sollten zusätzliche Dynamik und strategische Tiefe hinzufügen.

Wir planten außerdem eine zweite Staffel für SKYio namens Away From Earth, welche eine Art auftragsbasierter Weltraumwettbewerb (und -kampf) um Ressourcen von gefährlichen Exoplaneten zwischen verschiedenen Raumfahrtorganisationen werden sollte. Forschungsmöglichkeiten und Spielmechaniken wurden entworfen, die es so noch nie gab. Das ganze wurde letztendlich nie umgesetzt, da unsere Ambitionen größer als die tatsächlichen Möglichkeiten in Minecraft waren.

Ich denke allerdings, dass Minecraft-Projekte einfach aus der Mode gekommen sind. Zu Zeiten unserer Projekte habe ich immer wie verrückt auf YouTube nach Projekten anderer Veranstalter gesucht, um den bestmöglichen Zeitpunkt ohne viel Konkurrenz für Chimute zu finden. 

Schon vor unserer Schließung merkte man, dass die klassische Projekt-Szene kleiner wird — heute sind kaum noch welche übrig. Selbst die einst so populäre Varo-Szene ist unaufhörlich geschrumpft. Der Trend geht in Richtung stundenlanger Streams, und da habe ich beim besten Willen keine Zeit für.

Schlusswort

So, jetzt sind wir fast am Ende angekommen und es bleibt nur noch die Frage, ob Chimute vielleicht zurückkommen wird.

Ich denke nicht. Aber ich hoffe. Eines schönen Tages.

Vielleicht schreibe ich in fünf Jahren ein weiteres Follow-Up, vielleicht existiert in fünf Jahren keine Raum-Zeit mehr. Wer weiß schon, was passiert, die Welt ist verrückt.

Wenn du mit dem Team von Chimute bis dahin in Kontakt bleiben willst, schau doch mal auf unserem Discord vorbei. Wir würden uns sicherlich freuen.